Rotwein-Karaffe

Christopher Dresser (1834–1904) steht am Beginn der Entwicklung des modernen Industriedesigns. Lange bevor sich die Funktionalität als Maxime der Gestaltung etablieren konnte, vertrat der Brite bereits die hierfür grundlegenden Ideen. Diese beinhalten die Forderung, dass man sich bei der Gestaltung eines Gegenstandes an dessen Zweck zu orientieren habe, sie berücksichtigen aber auch die stetig wachsenden Möglichkeiten der seriellen Produktion. Anders als seine Kollegen der Arts-and-Crafts-Bewegung fokussierte Dresser weniger die Wiederbelebung eines hochwertigen Kunsthandwerks. Er ebnete vielmehr einer an industriellen Maßstäben ausgerichteten Gestaltung den Weg. Dies zeigt sich an seinen zahlreichen Entwürfen, deren Kühnheit überrascht. Die Gestalt der Rotwein-Karaffe wirkt mit ihrem sich trompetenartig verjüngendem Körper zwar klassisch. Mit ihrer klaren und schnörkellosen Form steht sie jedoch konträr zu den gängigen Geschmacksvorstellungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie kann als Vorgriff auf die Formensprache der Moderne bewertet werden.
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Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)