„Nocturne“ zählt zu den wohl ungewöhnlichsten Rundfunkgeräten der 1930er-Jahre. Um neue Käuferschichten zu gewinnen, verpflichtete das Unternehmen Sparton mit Walter Dorwin Teague (1883–1960) einen der führenden amerikanischen Industriedesigner. Auf der Suche nach neuen Gestaltungsmitteln entwickelte dieser aus seiner Vorliebe für die Maschine eine adäquate Ästhetik, die sich auf den kühlen und modernen Materialien Glas bzw. Chrom stützt. Für Teague war die Kunst des „Maschinenzeitalters“ näher mit der klassischen Kunst des antiken Griechenland verwandt als mit irgendeinem anderen früheren oder späteren Stil. Hierdurch erklärt sich auch die kreisrunde Form des Geräts, auf der die Bedienelemente durch ein streng geometrisches Netz organisiert sind: Teague bezog sich damit auf das Ordnungssystem der antiken griechischen Kunst. Anders als in den 1930er-Jahren üblich entschied er sich nicht für die Gestaltung eines formvollendeten Gehäusedesigns, richtete seinen Entwurf also nicht an der Technik aus. Diese verbirgt sich vielmehr in einem kleinen Holzkästchen hinter dem Spiegel. Der Amerikaner legte damit seinem Radio eine sprechende Symbolik zugrunde: die des damals noch jungen Mediums des Rundfunks als Spiegel der Welt. Ergänzend zu „Nocturne“, das mit einem Preis von 350 Dollar an die Kosten eines Autos reichte, entwarf Teague gleichzeitig noch weitere, kleinere Radiogeräte; darunter das ebenfalls kreisrunde „Bluebird“, von dem Die Neue Sammlung auch ein Modell besitzt.