Halsschmuck

Hermann Jünger (1928–2005) ist eine Schlüsselfigur des internationalen Autorenschmucks. Nicht allein die handwerkliche Perfektion seiner Ausführungen, sondern besonders auch sein Bestreben, dieses mit einem konzeptuellen und somit künstlerischen Ansatz in Einklang zu bringen, zeichnen seine Werke aus. Sein Halsschmuck von 1958 veranschaulicht dies aufs Schönste. An einem dreiteiligen Reif aus feinem Golddraht ist ein ebenso simpler wie raffinierter Anhänger angebracht. Seine Grundlage bildet ein dünner Goldstab, umwickelt von zahlreichen Golddrähten, die als Träger für hauchdünn geschmiedete und gepunzte Goldplättchen in runden Formen dienen. Unverkennbar ist hier ein spielerisches Vergnügen im Umgang mit dem Material ebenso wie bei der funktionalen Konzeption des Schmucks. Durch ihre lose Befestigung verharren die Plättchen nicht statisch, sondern bewegen sich, wobei sie bei ihrer gegenseitigen Berührung ein leichtes Rascheln verursachen. Insgesamt erscheint die Form des Schmuckobjekts nicht endgültig, sondern veränderbar. Hier tritt der Materialwert des Objekts hinter der bildnerischen Wirkung zurück. Wie viele seiner Kollegen aus der bildenden Kunst vertraute Jünger auf den Zufall und das Experiment, besann sich zugleich jedoch auch auf die Geschichte der Goldschmiedekunst. Bezüge zu der Kunst des Mittelalters sind offensichtlich und vom Künstler intendiert. Der Halsschmuck wurde 1958 bei der Weltausstellung in Brüssel ausgestellt.
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Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)