Mit seinen ausdrucksstarken Holzobjekten, vorrangig Gefäße und Schalen, hat Ernst Gamperl (*1965) das Holzdrechseln revolutioniert. Ursprünglich als Schreiner ausgebildet, begann er sich schon während seiner Lehrjahre mit dieser traditionellen Technik zu befassen. Schon in diesen Jahren verfolgte er die Idee, Holz zu dünnen Schalen zu verarbeiten – was ihm internationale Anerkennung einbrachte. Gamperls Können rührt aus einem äußerst sensiblen Umgang mit seinem Material. Er setzt sich intensiv mit jedem zu bearbeitenden Stück auseinander und plant die spätere Formgebung detailgenau und stets der Beschaffenheit des Holzes entsprechend. Astlöcher oder Faserstrukturen – üblicherweise als Mangel des Holzes empfunden – bezieht Gamperl in seine Arbeiten ein. So überlässt er, der im Übrigen nur mit feuchtem Holz arbeitet, die Objekte nach ihrer Herstellung sich selbst und greift nur wenig, etwa durch das Schließen von Rissen mit Klammern, in den Trocknungsprozess ein. Die finale Form entsteht so zu großen Teilen auf natürliche Art und Weise. Gerne experimentiert Gamperl mit den Strukturen des Holzes, legt einige Stücke ins Feuer, um ihre Außenhaut zu verkohlen, oder verleiht ihnen das Aussehen von Treibgut, indem er sie über mehrere Wochen ins Wasser gibt. Zeit und die Kenntnis des Materials sind seine wichtigsten Handwerkszeuge sowie der Respekt vor dem Rohstoff. Sein mit 54 cm Höhe durchaus imposantes Stück in der Neuen Sammlung zeichnet sich neben seiner urtümlichen Form durch feinste Rillen aus.