Gartenbank

Josef Hoffmann (1870–1956) erfuhr seine Ausbildung zum Architekten unter anderen bei Otto Wagner (1841–1918) an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Wagner hatte sich in der österreichischen Hauptstadt als Vertreter eines funktionalen Stils hervorgetan und vertrat eine vom Rationalismus geprägte Architekturauffassung. Hoffmann übernahm diesen Ansatz von ihm und baute ihn weiter aus, wie sich an seiner Gartenbank ablesen lässt. Im Rahmen eines umfassenden Auftrags für die Wiener Stadtbahn hatte Josef Wagner 1898 bereits eine formal reduzierte Bank entworfen, bei der er jedoch nicht auf eine zurückhaltende Ornamentierung verzichtete. Hoffmann entschied sich dagegen bei dem Entwurf seiner Gartenbank, die in mehreren Varianten vom selben Hersteller wie dem der Wagnerschen Stadtbahnbank August Kitschelt’s Erben produziert wurde, gänzlich gegen eine Dekoration des Gegenstandes. Stattdessen orientierte er sich an einer geometrischen Vorlage: So entwickelte er die Form der Bank aus einem Kubus und auch ihre Seitenwangen gestaltete er allein durch die Anordnung vertikaler Stäbe. Er setzte also Konstruktion und Gestalt gleich. Für wen Hoffmann seinen Entwurf ausführte, ist unbekannt. Er zeigt jedoch exemplarisch, dass der Wiener Architekt als bedeutender Wegbereiter für die Formgebung des 20. Jahrhunderts und deren Leitsatz „Form follows function“ zu bewerten ist.
-
Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)
-
Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)