17. Juli 2024

Neuerwerbung: Japansammlung Jahn

Autor*in:

Josef Straßer

4

min

Lesezeit

Ueda Naokata V, Gefäß für gebrauchtes Wasser (kensui), 1985-95 (Leihgabe von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne).
Foto: Die Neue Sammlung (K. Mewes)
Neuerwerbung – Japansammlung Gisela und Fred Jahn

Eine der bedeutendsten Sammlungen moderner japanischer Keramiken und Lackarbeiten konnte dank der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung und des Fördervereins PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne, für Die Neue Sammlung erworben werden.

Damit wird der Bereich der Keramik, der seit der Gründung der Neuen Sammlung im Jahr 1925 ständig ausgebaut werden konnte, in Richtung Asien entscheidend erweitert. Gleiches gilt für die Lackarbeiten, die bisher nur durch einzelne Objekte vertreten waren.

Für die Rezeption japanischer Keramik in Deutschland spielte das Sammlerehepaar Jahn eine prägende Rolle: Fred Jahn durch seine renommierte Münchner Galerie, in der er in den 1980er- und 1990er-Jahren zahlreiche, weit beachtete Ausstellungen zu diesem Thema organisierte – später auch zur japanischen Lackkunst; Gisela Jahn durch ihre wissenschaftliche Tätigkeit als Autorin und als Dozentin an den Universitäten in Heidelberg und Berlin.

Über Jahrzehnte hinweg entstand durch die Beschäftigung mit diesem Bereich des japanischen Kunsthandwerks eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen moderner Keramiken. Im Mittelpunkt stand dabei die Stilrichtung „moderne traditionelle Keramik“, die nach 1950 aus dem Bestreben der Politik hervorging, bedrohtes japanisches Kulturgut zu erhalten. Viele dieser Objekte wurden auf den Reisen nach Japan und den damit verbundenen Besuchen in den Werkstätten der einzelnen Künstler zusammengetragen.

Die Japansammlung von Gisela und Fred Jahn umfasst über 300 Keramiken und Lackarbeiten und gibt einen Überblick über die japanische Keramikkunst der letzten 50 Jahre, der ergänzt wird durch herausragende Lackarbeiten aus dieser Zeit. Hinzu kommen einige ältere Objekte, die nicht nur die Wurzeln der zeitgenössischen Keramik aufzeigen, sondern auch deren Einordnung innerhalb der Moderne veranschaulichen, da die Jahrhunderte alte Keramiktradition Japans – im Gegensatz zu derjenigen Europas – bis in die Gegenwart hinein eine prägende Rolle spielt.

Die Objekte spiegeln das breite Spektrum der japanischen Gebrauchs- und Teekeramik wider: Platten, Teller, Schalen, Töpfe, Vasen, Flaschen, Kannen und Becher für Sake, Schalen, Becher und Dosen für Tee sowie Wassergefäße und Deckeldosen für Räucherware. Fast alle Keramiken befinden sich in den traditionellen, von den Künstlern beschrifteten und signierten Holzkästen, die für die besondere Wertschätzung der Keramik in Japan stehen.

Neben mehreren Keramikern, die als „Lebender Nationalschatz“ ausgezeichnet wurden, sind auch die wichtigsten Produktionsstätten, darunter auch zwei der sog. „Sechs alten Öfen“ in der Sammlung Jahn vertreten.

Mit über 2500 Objekten aus allen Sammlungsbereichen (Industriedesign, Grafik und Kunsthandwerk) besitzt Die Neue Sammlung wohl eine der größten Sammlungen an japanischem Design des 20. und 21. Jahrhunderts in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa, abgesehen von den auf die Kunst Ostasiens spezialisierten Museen, deren Sammlungsschwerpunkte jedoch völlig anders gelagert sind.

Mit den Keramiken und Lackarbeiten der Sammlung Jahn erfährt dieser Bestand eine essentielle Erweiterung, die die singuläre Stellung der Neuen Sammlung in der internationalen Museumslandschaft nicht nur festigt, sondern zugleich weiter ausbaut.

In einer für 2027 geplanten großen Ausstellung in der Pinakothek der Moderne wird die Japansammlung Jahn erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Highlights

  • Kanzaki Shihō, Teeschale (shino chawan), 1995/96 (gefördert durch die Kulturstiftung der Länder).
    Foto: Die Neue Sammlung (K. Mewes)
  • Tsuji Seimei, Blumenvase (hanaire), 1990er Jahre (gefördert durch die Kulturstiftung der Länder).
    Foto: Die Neue Sammlung (K. Mewes)
  • Kaneshige Michiaki, Blumenvase (hanaire), ca. 1992 (Leihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung).
    Foto: Die Neue Sammlung (K. Mewes)
  • Tsujimura Shirō, Kugelvase, 2008 (gefördert durch die Kulturstiftung der Länder).
    Foto: Die Neue Sammlung (K. Mewes)
  • Anonym, Gefäß (tsubo), vor 1573 (Leihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung).
    Foto: Die Neue Sammlung (K. Mewes)
  • Ueda Naokata V, Gefäß für gebrauchtes Wasser (kensui), 1985-95 (Leihgabe von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne).
    Foto: Die Neue Sammlung (K. Mewes)
  • Kaneshige Makoto, Blumenvase (hanaire), 1990er Jahre (Leihgabe von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne).
    Foto: Die Neue Sammlung (K. Mewes)
  • Unterstützt von:

    Kulturstiftung der Länder
    Ernst von Siemens Kunststiftung
    PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V.

  • Logo von der Kulturstiftung der Länder. Schwarze Striche mit schwarzer Schrift. In Großbuchstaben steht der Name der Stiftung geschrieben.
  • Das Logo des Ernst von Siemens Kunstfonds. Es ist ein schwarzer Rahmen mit weißem Hintergrund. Darin steht EvS und der Name des Kunstfonds darunter.
  • Das Logo von PIN. Die Großbuchstaben sind braun und groß. Rechts von dem Schriftzug steht Freunde der Pinakothek der Moderne e.V. in grauen Großbuchstaben.

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