28. Mai 2018

Fokus. Ikko Tanaka: Gesichter. Plakate

Autor*in:

Die Neue Sammlung

4

min

Lesezeit

Blick auf Eröffnungswände der Ausstellung, Ikko Tanaka: Gesichter. Plakate, 2018.
Grafik: Mirko Borsche (links) / Tetsuya Ohta (rechts). Foto: Die Neue Sammlung (A. Laurenzo)
Mirko Borsche und Tetsuya Ohta. Ein Ost-West-Dialog

Mirko Borsche. Punkt, Punkt, Komma, Strich

Jeder kennt Smileys – sie sind die häufigsten und beliebtesten Emoticons, auch Emojis genannt. Als Zeichen für ein Emoticon werden normale Typen, wie sie auf Schreibtastaturen vorkommen, miteinander kombiniert: Punkt, Komma, Strich…
In der E-Mail-Kommunikation oder in SMS- und anderen digitalen Kurznachrichten stellen sie Gesichter dar und dienen dazu, Emotionen, Stimmungen und Gefühle auszudrücken oder zumindest anzudeuten. Das reicht vom augenzwinkernden Lächeln, lauten Lachen oder schadenfrohem Zungeherausstrecken bis zu Weinen, Zorn, Angst, Ekel, Coolness etc.
Für die Präsentation „Ikko Tanaka: Gesichter. Plakate“ entwarf der Münchner Grafikdesigner Mirko Borsche den deutsch-englischen Ausstellungstitel am Rotundenpfeiler beim Eingang zur Ausstellung.

Der Großbuchstabe „C“ in den Wörtern „Faces“ und „Gesichter“ wird jeweils durch ein lächelndes Gesicht in Form eines minimalistischen Emoticons ersetzt, das nur aus einer Klammer und einem Doppelpunkt besteht. Und zwar, um den Buchstaben C darzustellen, andersherum gedreht als sonst üblich:
( : anstelle von : )
In Japan oder Korea übrigens werden Emoticons nicht auf die Seite gedreht, sondern sind senkrecht.
^!^ *_*

Wand mit Beschriftung auf Deutsch Ikko Tanaka Faces Gesichter
Blick auf Eröffnungswand der Ausstellung, Ikko Tanaka: Gesichter. Plakate, 2018.
Foto: Die Neue Sammlung (A. Laurenzo)

Auf der anderen Seite des Wandpfeilers „antwortet“ dem Entwurf von Mirko Borsche der japanische Titel, gestaltet durch den japanischen Grafikdesigner Tetsuya Ohta in Tokyo.

Tetsuya Ohta. Gesicht – face, Schriftbild – Drucktype

„Face“ – die englische Entsprechung des deutschen Wortes „Gesicht“ – bedeutet im Englischen unter anderem auch „Schriftbild“. Zudem taucht es im Zusammenhang von „typeface“ auf, also „Schriftart, Schrifttype“ und bezieht sich hier auf das Druckwesen, in speziellen auf Druckschriften.

Ein großes, japanisches Schriftbild empfängt bis Mitte Juli 2018 die Besucher*innen der Pinakothek der Moderne…

…unlesbar für die meisten, aber ein starkes grafisches Signal, das offenbar etwas mit der
dahinter liegenden Wand zu tun hat, auf der zwei Reihen von Plakaten zu sehen sind, in kräftigen Farben und mit meist ebenfalls unverständlicher Schrift.
Für die Ausstellung „Ikko Tanaka: Gesichter. Plakate“ – eine Präsentation aus den Museumsbeständen der Neuen Sammlung – entwarf der japanische Grafikdesigner Tetsuya Ohta den „Aufmacher“: das typografische Eingangsmotiv auf dem Wandpfeiler in der Rotunde.
Ohta verwendete dafür in wandfüllender Vergrößerung die handschriftliche Signatur von Ikko Tanaka, mit schwarzer Tusche von oben nach unten und rechts nach links geschrieben: „Tanaka Ikko“. In Rot sitzt darunter in der Art des Stempels auf einem grafischen Blatt das Zeichen für „Gesicht“. Im Unterschied zur ausdrucksvollen Signatur ist dieses Zeichen eine Drucktype. Wie im Japanischen üblich werden der Eigenname und der Begriff durch chinesische Logogramme, Kanji, wiedergegeben.

In den 1960/70er Jahren war Tetsuya Ohta der erste Mitarbeiter von Ikko Tanaka in dessen 1963 gegründeten Grafikdesign-Studio in Tokio; 1975 eröffnete er sein eigenes Studio. Die Gestaltung der Typografie auf dem Wandpfeiler ebenso wie die Grafik auf Ausstellungsplakat und Flyer lassen sich als seine Hommage an Ikko Tanaka verstehen.

Blick in den Gang mit Plakaten und auf die Wand mit japanischer Beschriftung: Ikko Tanaka: Gesichter. Plakate.
Blick in die Ausstellung, Ikko Tanaka: Gesichter. Plakate, 2018.
Grafik: Tetsuya Ohta, Tokio Foto: Die Neue Sammlung (A. Laurenzo)

Das Ausstellungsplakat als Hommage des früheren „Schülers“ an den Meister

Für die Ausstellung entwarf Tetsuya Ohta auf Bitten der Neuen Sammlung das Titelmotiv des Ausstellungsplakats und des Informationsflyers.
Für das Plakat und den Flyer mit identischem Cover verwendete Ohta ein Selbstportrait von Ikko Tanaka. Die stark abstrahierte Grafik mit dem suggestiven Blick zeichnete Tanaka vermutlich um 1960. Während Ohta unter dem Gesicht in einer waagrechten, den unteren Rand definierenden Schriftleiste den englischen Ausstellungstitel und die Dauer anordnete, hängt – wie ein kleines Banner – links des Gesichtes von oben herab der japanische Kurztitel in chinesischen Zeichen (Kanji): „Tanaka Ikko – Face“.

Oben rotes Logo der neuen Sammlung. Unterhalb in grün Illustration von Ikko Tanakas Gesicht.
Plakat und Cover des Flyers zur Ausstellung, Ikko Tanaka. Gesichter. Plakate.
Illustration und Ausstellungstitel: Tetsuya Ohta, Tokio. CI: Mirko Borsche, Bureau Borsche, München
Zur Ausstellung, Ikko Tanaka: Gesichter. Plakate: Ikko Tanaka in seinem Studio, wohl um 1970
Ikko Tanaka in seinem Studio, wohl um 1970, in der Ausstellung, Ikko Tanaka: Gesichter. Plakate, 2018.
Foto: unbekannt

Gestaltung und Realisierung der Wandbeschriftung mit freundlicher Unterstützung durch
DNP Foundation for Cultural Promotion, Tokio.

Ausstellung

Blick in den Gang, in dem die Plakate für die Ausstellung, Ikko Tanaka: Gesichter. Plakate, hängen.
Blick in die Ausstellung, Ikko Tanaka: Gesichter. Plakate, 2018.
Foto: Die Neue Sammlung (A. Laurenzo)

Ikko Tanaka: Gesichter. Plakate

Die Ausstellung widmet sich dem Motiv des Gesichts im Plakatschaffen Tanakas, der sich stets als Vermittler zwischen japanischer Kultur und westlicher Moderne verstand: